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26.09.2013 | permalink
Nachhaltigkeitsziele: Experten fordern Fokus auf Landwirtschaft und Ernährung

Auf einer Sonderveranstaltung der UN-Vollversammlung in New York zogen führende Politiker am 25. September Zwischenbilanz zu den Millenniumsentwicklungszielen (MDGs) und diskutierten über die Post-2015 Entwicklungsagenda. Pünktlich dazu äußerte sich der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter in einem Artikel für die Nachrichtenagentur IPS dazu, wie ausreichend und ausgewogene Ernährung für alle durch nachhaltige Landwirtschaft und Nahrungssysteme sichergestellt werden kann. Denn mit 870 Millionen Hungernden ist die Welt immer noch weit davon entfernt, das erste Millenniumsziel zu erreichen. Gemeinsam mit Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamts, und dem Leiter des Millennium Institute Dr. Hans Herren – seit heute Träger des Alternativen Nobelpreises – machte De Schutter Vorschläge, welche Elemente künftige Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beinhalten sollen: Ein Kurswechsel in der Landwirtschaft müsse eingeleitet werden, wie schon der Weltagrarbericht 2008 forderte. Künftige SDGs müssen darauf abzielen, Hunger und Mangelernährung zu beenden sowie Kleinbauern und Menschen in ländlichen Gebieten, vor allem Frauen, ein Einkommen und Zugang zu produktiven Ressourcen zu verschaffen. Ein Wandel hin zu nachhaltigen, diversifizierten und wider- standsfähigen Landwirtschaft- und Ernährungssystemen soll vollzogen, natürliche Ressourcen geschützt und Landdegradation verhindert werden. Zudem sollen Nachernteverluste und Lebens-mittelverschwendung eingedämmt werden. Als weiteren Punkt fordert der Artikel transparente und inklusive Gesetzgebungs- und Entscheidungsprozesse im Bereich Ernährung und Landwirtschaft.
24.09.2013 | permalink
ILO: Kinderarbeit nimmt ab, Landwirtschaft bleibt Hauptsektor

Weltweit schufteten im letzten Jahr 168 Millionen Kinder mehrere Stunden täglich statt zur Schule zu gehen, die meisten von ihnen in der Landwirtschaft. Das ist das Ergebnis eines am Montag veröffentlichten Berichts der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu Fortschritten im Kampf gegen die Kinderarbeit. Die Zahl der Kinderarbeiter hat sich seit dem Jahr 2000 weltweit um ein Drittel reduziert, jedoch muss immer noch jedes zehnte Kind zwischen fünf und 17 Jahren arbeiten, die Hälfte von ihnen unter besonders gefährlichen Bedingungen. Die deutlichsten Rückgänge in absoluten Zahlen registrierte die Region Asien und Pazifik, während in Subsahara-Afrika nur leichte Fortschritte erzielt wurden und immer noch jedes fünfte Kind arbeiten muss. Rund 59% der Kinderarbeit findet in der Landwirtschaft statt, häufig auf Familienbetrieben. „Dass viele Kinder unter Tage oder in Steinbrüchen arbeiten, ist glücklicherweise schon sehr bekannt. Die vielen Kinder auf den Feldern finden dagegen noch wenig Beachtung“, sagte ILO-Pressesprecherin Nicola Liebert der Berliner Zeitung. Dabei seien sie dort zahlreichen Gefahren ausgesetzt, zum Beispiel beim Ausbringen von Pestiziden. Doch auch wenn die Bekämpfung der Kinderarbeit in der Landwirtschaft eine Priorität bleiben muss, dürfen die Anstrengungen zur Reduzierung der Zahl an Kinderarbeitern im Dienstleistungssektor und der Industrie nicht vernachlässigt werden, so der Bericht.
20.09.2013 | permalink
UNCTAD-Bericht fordet Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft

Die grundlegende Transformation der Landwirtschaft gehört zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts lautet die Kernaussage des ‚Trade and Environment Review 2013‘, das die Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) am Mittwoch veröffentlichte. Eine Abkehr von der industriellen Agrarproduktion mit ihren Monokulturen und der hohen Abhängigkeit von Kunstdünger und Pestiziden sei vonnöten – hin zu „einem Mosaik nachhaltiger Produktionssysteme, die die Produktivität von Kleinbauern verbessern und ländliche Entwicklung fördern“, sowie einer regionaler geprägten Lebensmittelerzeugung. Der Bericht, an dem mehr als 50 Experten aus aller Welt beteiligt waren, soll ein Weckruf sein: Der Klimawandel wird enorme Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben, besonders in Subsahara-Afrika und Südasien. Eine verlangsamte Steigerung der Agrarproduktion bei einer stetig wachsenden Weltbevölkerung, Dürren, explodierende Lebensmittelpreise und der zunehmende Druck auf Ackerland werden das Hungerproblem weiter verschärfen. „Das aktuelle System der industriellen Landwirtschaft (...) lässt immer noch rund eine Milliarde Menschen an Unterernährung und Armut leiden“, schreibt UNCTAD-Sekretär Ulrich Hoffmann. Und das, obwohl schon heute genügend Kalorien produziert werden, um 12-14 Milliarden Menschen zu ernähren. Daher müsse die Priorität darauf gesetzt werden, dass Kleinbauern sich selbst versorgen können oder ein ausreichendes Einkommen durch die Landwirtschaft erzielen können, um sich Lebensmittel zu kaufen. Die Botschaften des Weltagrarberichts scheinen nicht ungehört verhallt zu sein...
12.09.2013 | permalink
EU-Parlament scheut klare Korrektur der 'Bio'spritpolitik

In der EU soll der Anteil herkömmlicher Agrartreibstoffe aus Energie- und Nahrungsmittelpflanzen auf 6 Prozent des Gesamtspritverbrauchs begrenzt werden. Dafür stimmte das EU-Parlament am Mittwoch und blieb damit hinter dem Kommissionsvorschlag von 5% zurück. Indirekte Landnutzungsänderungen, die Verdrängung des Anbaus von Lebens- und Futtermitteln auf neue Flächen durch die Energiepflanzen, sollen erst ab 2020 in die Klimabilanz der Agrotreibstoffe einfließen. Umweltschützer reagierten enttäuscht: „Die Entscheidung, Agrarsprit in der geplanten Größenordnung dem Benzin und Diesel beizumischen, ist sozial und ökologisch nicht verantwortbar“, kritisierte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit Blick auf die negative Klimabilanz der Agrartreibstoffe und die Folgen des Biospritbooms für die Ernährungssicherheit in den Ländern des Südens. Eine kürzlich vom BUND beauftragte Forsa-Umfrage hatte ergeben, dass 71% der Deutschen die Förderung von Agrarsprit in der EU ablehnen. Wie es mit dem Gesetzesentwurf weitergeht, ist offen: Die EU-Mitgliedsstaaten müssen sich zunächst im Rat auf eine Position einigen, doch das Parlament verweigerte Berichterstatterin Corinne Lepage das Mandat für direkte Verhandlungen mit Ministerrat und Kommission.
11.09.2013 | permalink
UN-Bericht: Lebensmittelverschwendung belastet natürliche Ressourcen

Die 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel, die jedes Jahr zwischen Acker und Teller verloren gehen oder verschwendet werden, verursachen nicht nur hohe Kosten – 750 Milliarden US-Dollar jährlich – sondern haben auch enorme Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen. Dies zeigt ein von der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) veröffentlichter Bericht, der die Folgen der Lebensmittelverluste für Klima, Wasser, Land und Biodiversität untersucht. Die nicht verzehrten Lebensmittel sind verantwortlich für den Ausstoß von 3,3 Gigatonnen des Treibhausgases CO2 - im weltweiten CO2-Emissionensvergleich stünde die Lebensmittelverschwendung damit auf Platz 3 nach den USA und China, wobei Landnutzungsänderungen noch unberücksichtigt sind. Das vergeblich für den Anbau und die Herstellung der Lebensmittel eingesetzte Wasser umfasst ein Volumen von 250 Kubikkilometer – damit könnte der Bodensee fünf Mal gefüllt werden. Zudem belegten die ‚umsonst‘ angebauten Lebensmittel eine Fläche von 1,4 Milliarden Hektar Land, fast 30% der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche. Auch wenn Fleisch und Milch nur 11% der verschwendeten Lebensmittel ausmachen, umfassen sie 78% der vergeblich genutzten Gesamtfläche. „Wir alle – Bauern und Fischer, Lebensmittelverarbeiter, Supermärkte, lokale und nationale Regierungen, jeder Verbraucher – müssen Veränderungen an jeder Stelle der Lebensmittelkette vornehmen, um Verluste und Verschwendung zu vermeiden“, sagte FAO-General-direktor Graziano da Silva. Dazu hat die FAO einen Ratgeber mit zahlreichen Tipps veröffentlicht.
06.09.2013 | permalink
AGRA: Gentechnik-Widerstand in Afrika aus 'Angst vor Unbekanntem'

Die Ablehnung zahlreicher afrikanischer Staaten gegenüber Gentechnik-Pflanzen sei „eine Farce“ und beruhe lediglich auf der „Angst vor dem Unbekannten“. Dies schreibt die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA) in ihrem Bericht zur Lage der afrikanischen Landwirtschaft, der am Mittwoch anlässlich eines Treffens der Allianz in Maputo veröffentlicht wurde. Nichtregierungsorganisationen reagierten empört auf diese Aussage. „Die Ablehnung der meisten afrikanischen Länder, Gentechnik-Pflanzen kommerziell anzubauen, als ‘Angst vor dem Unbekannten’ zu charakterisieren ist herablassend und oberflächlich. AGRA hat sich bewusst entschieden, die Bedenken der Bauern zu verunglimpfen, mit dem Ziel, das Agribusiness auf Afrika auszuweiten“, sagte Teresa Anderson von der britischen Gaia Foundation dem Guardian. Der Allianz, deren Vorsitzende der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan ist, wird von NGOs vorgeworfen, patentgeschütze Sorten und Gentechnik in Afrika verbreiten zu wollen und Konzernen wie Monsanto und Syngenta die Tür zum afrikanischen Markt öffnen zu wollen. In ihrem Bericht schreibt AGRA: „GVO-Pflanzen wurden weltweit weitaus mehr Tests unterzogen als jede andere neue Sorte und sie wurden von Wissenschaftlern und den Behörden für Lebensmittelsicherheit als genauso sicher wie konventionell gezüchtete Sorten eingestuft.“ In Afrika werden GVO-Pflanzen nur in Südafrika, Ägypten, Burkina Faso und im Sudan kommerziell angebaut. In mehreren Ländern, wie Angola oder Kenia, ist die Einfuhr von Gentechnik-Lebensmitteln verboten, was AGRA als ein Zeichen für die „Willkürlichkeit und Unvorhersehbarkeit der Politik“ kritisierte.
03.09.2013 | permalink
Weltwasserwoche: Wasserprobleme in Kooperation lösen

Die Verwaltung des kostbaren Guts Wasser steht im Fokus der World Water Week, die am 1. September in Stockholm eröffnet wurde. Auf Einladung des Stockholm International Water Institute (SIWI) diskutieren 2.500 Experten und politische Entscheidungsträger noch bis Freitag in Workshops und Veranstaltungen das diesjährige Thema ‚Kooperation im Wasserbereich‘. Denn während die Weltbevölkerung weiter wächst, bleibt die verfügbare Wassermenge gleich – der Druck auf die Wasserressourcen steigt. „Es ist unvertretbar und unklug, Wasser auf Kosten der Zukunft schneller aus dem Erdboden, der Erdoberfläche und dem Himmel zu extrahieren, als es von der Natur nachgeliefert werden könne“, sagte der Leiter des SIWI, Torgny Holmgren in seiner Eröffnungsrede. Stabile Partnerschaften zwischen Regierungen, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft seien nötig, um Wasser nachhaltig zu verwalten. Viele Organisationen meldeten sich anlässlich der Konferenz zu Wort: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beleuchtet in einem neuen Bericht die Maßnahmen ihrer 34 Mitgliedsländer zur Sicherung der Wasserversorgung in Zeiten des Klimawandels. „Wir müssen uns mit Strategien rüsten, die Wasserknappheit und -verschmutzung verhindern und uns gegen Dürren und Fluten schützen“, forderte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Angesichts der Tatsache, dass 70% der globalen Wasserentnahme auf die Landwirtschaft entfällt, sieht die Umweltorganisation Food Tank wassersparende Anbaumethoden als Ausweg: Traditionelle Bewässerungsmethoden, wie die Zai-Technik aus Burkina Faso zur Ernte von Regenwasser, und neue Technologien, wie die solarbetriebene Tröpfchenbewässerung, können den Wasserverbrauch reduzieren. Wasserverschmutzung könne durch die Verwendung organischer statt Kunstdünger und mit Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung statt Pestiziden eindämmt werden.
31.08.2013 | permalink
Keine Einigung über deutsche EU-Agrar-Reform

Die Herbsttagung der Agrarminister von Bund und Ländern brachte, wie schon erwartet, keine Einigung über die Ausgestaltung der EU Agrarreform in Deutschland. Schwarz und Grün standen sich mit Konzepten gegenüber, die vor den Wahlen in Bayern und im Bund nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen waren.
29.08.2013 | permalink
Deutsche Geflügelexporte nach Afrika im Aufwind

Die deutschen Geflügelfleischexporte nach Afrika haben sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Dies zeigt eine Auswertung von Daten des Europäischen Statistikamtes Eurostat, die das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt am Donnerstag veröffentlichte. Demnach exportierte die Bundesrepublik im Jahr 2012 knapp 43 Millionen Kilo Geflügelfleisch nach Afrika, im Jahr zuvor waren es noch 19 Millionen Kilo gewesen. Zusätzlich überschwemmen europäische Geflügelreste die afrikanischen Märkte. Mit den Dumpingpreisen von unter einem Euro je Kilo können die lokalen Produzenten nicht mithalten. „Deutsches und EU-Fleisch verdrängt auf immer neuen Märkten die einheimischen Tierhalter und beraubt besonders Kleinbäuerinnen in Afrika zusätzlicher Einnahmen aus dem Geflügelverkauf“, kritisiert Brot für die Welt-Agrarhandelsexperte Francisco Mari. Anreize zur Überproduktion müssen abgeschafft werden Diese sei ohnehin nur möglich, da importierte gentechnisch veränderte Soja in den Futtertrögen lande, während die Menschen in den Anbauländern die ökologischen und sozialen Folgen zu spüren bekommen. Hingegen würde „eine nachhaltige, tiergerechte, auf einheimische Futtermittel aufbauende Tiermast bei uns Billigexporte nach Afrika weniger lukrativ machen“.
27.08.2013 | permalink
Kolumbiens Bauern protestieren gegen Freihandelsabkommen

Nach anhaltenden Bauernprotesten in Kolumbien hat sich die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos bereit erklärt, mit Bauernvertretern in Dialog zu treten. In dem südamerikanischen Land machen Landarbeiter und Bauern seit dem 19. August mit Straßenblockaden und Demonstrationen auf ihre missliche Lage aufmerksam. Am Sonntag gingen allein in der am stärksten betroffenen Provinz Boyacá Hunderttausende auf die Straße. Ihre Kritik richtet sich insbesondere gegen die Freihandelsabkommen mit den USA und der Europäischen Union, durch die der kolumbianische Markt mit billigen Importprodukten überschwemmt werde, während die Kosten für Dünger und Treibstoffe immer teurer werden. Angeführt wurden die Proteste von Kaffee- Milch-, Reis- und Kartoffelbauern, die beklagen, mit ihren Produkten keinen Gewinn mehr erzielen zu können. Sie forderten Mindestpreise für gewisse landwirtschaftliche Erzeugnisse, Preissenkungen für Betriebsmittel und verbesserten Zugang zu Land für Kleinbauern. „Wir überlassen Kolumbien nicht den Großfarmern oder multinationalen Konzernen, die unser Land an sich reißen“, sagte Eberto Díaz von der Bauernorganisation Mesa Nacional de Interlocución Agraria, die die Proteste koordiniert. Den Landwirten haben sich teilweise auch LKW-Fahrer, Bergarbeiter sowie Mitarbeiter im Bildungs- und Gesundheitswesen angeschlossen. Während Präsident Santos am Sonntag die Existenz der Bauernproteste noch abstritt, begannen heute erste Gespräche zwischen Ministern seiner Regierung und Bauernvertretern.