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14.09.2012 | permalink
EU: Kehrtwende beim Agrarsprit

Die EU will ihre Vorgaben zum Einsatz von Agrarsprit revidieren. Dies zeigt ein interner Entwurf für eine Richtlinie, die im Herbst vorgelegt werden soll. Auslöser sind wissenschaftliche Studien, laut denen Biokraftstoffe weniger CO2 einsparen als angenommen und Kritik an der Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion.
29.08.2012 | permalink
Steigende Lebensmittelpreise: G20 will weiter abwarten

Angesichts steigender Lebensmittelpreise haben die G20-Staaten entschieden, bis zur Veröffentlichung neuer Ernteprognosen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) im September keine Maßnahmen zu ergreifen. In einer Telefonkonferenz am Montag sprachen Frankreich, die USA und Mexiko, das derzeit die G20- Präsidentschaft innehat, mit mehreren UN-Organisationen über die starken Preisanstiege. Dürren in den USA und der Schwarzmeer-Region hatten Ängste geschürt, es könne zu einer neuen Nahrungs- mittelkrise wie 2007/2008 kommen. Nach Ansicht der G20 sei „die gegenwärtige Marktsituation beunruhigend“, aber aufgrund stabiler Reispreise sei „die globale Ernährungssicherheit nicht bedroht“, teilte gestern das französische Landwirtschaftsministerium mit. Die Telefonkonferenz sollte über die Einberufung des ‚Rapid Response Forum’ entscheiden, ein politisches Gremium im Rahmen des Frühwarnsystems ‚Agricultural Market Information System’, das die G20 letztes Jahr gründete, um auf Marktunregel- mäßigkeiten reagieren zu können. Bis der USDA-Bericht am 12. September erscheint, wird jedoch keine Krisensitzung einberufen. Am Montag hatte der Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO die G20 zu koordiniertem Handeln aufgerufen. Er empfahl den Verzicht auf einseitige Exportverbote, das Anlegen nationaler Reserven für Grundnahrungsmittel, die Aussetzung der Agrar- treibstoffproduktion aus Mais sowie den Griff zu alternativen Nahrungsmitteln wie Bohnen und Maniok.
27.08.2012 | permalink
Weltwasserwoche widmet sich Wassermangel und Ernährungssicherheit

Anlässlich der Weltwasserwoche, die gestern in Stockholm ihre Tore öffnete, hat der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) auf die negativen Folgen von Wassermangel für die Lebens- mittelproduktion hingewiesen. Der Zusammenhang zwischen Wasser und Ernährungssicherheit ist dieses Jahr Thema der Veranstaltung, die vom Internationalen Wasserinstitut Stockholm organisiert wird und Experten aus Wissenschaft, Politik, dem Privatsektor und von Nicht- regierungsorganisationen vom 26.-30. August zusammenbringt. Laut IFAD wird die Bedeutung von Wasser für die Ernährungssicherheit vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika deutlich, wo Wassermangel verhindert, dass die Nahrungs- mittelproduktion ihr volles Potential ausschöpfen kann. Die Region verfügt über nur ein Prozent der globalen Süßwasserreserven - die Bewässerungslandwirtschaft ist bereits verantwortlich für 85% der Süßwasserentnahme. „Wassermangel wird das Haupthemmnis für die sozioökonomische Entwicklung der Region sein. Daher ist es entscheidend, an integrierten Anpassungsstrategien zu arbeiten”, sagte Khalida Bouzar, Direktor der Abteilung Naher Osten, Nordafrika und Europa beim IFAD. Benedikt Haerlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft betont ebenfalls die Notwendigkeit, die gesamte Lebensmittelproduktion an die jeweils verfügbare Wassermenge anzupassen. „Der entscheidende Punkt ist, wie wir das Wasser im Boden und in den Pflanzen im gesamten Ökosystem halten - bevor es wieder verdunstet und der Kreislauf von vorne beginnt”, sagte er der Deutschen Welle in einem Interview. Haerlin betonte, dass sich besonders großflächige Monokulturen negativ auf den globalen Wasserkreislauf auswirken, da sie im Vergleich zu Mischkulturen wenig Wasser in den Böden speichern und meist auf künstliche Bewässerung angewiesen sind.
23.08.2012 | permalink
Argentinien: Urteil gegen Soja-Anbauer wegen Vergiftung der Bevölkerung mit Pestiziden

In Argentinien wurden am Dienstag ein Sojafarmer und der Pilot eines Sprühflugzeuges zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, da sie die durch Pestizideinsätze die Gesundheit der Bewohner des Viertels Ituzaingó Anexo in der Stadt Córdoba gefährdet hatten. Die Richter des obersten Gerichtshofs der Provinz Córdoba befanden die beiden Angeklagten für schuldig, gegen Vorschriften verstoßen zu haben, die das Ausbringen von Agrochemikalien in besiedelten Gebieten untersagen. Ein weiterer Sojaproduzent wurde mangels Beweisen freigesprochen. Die Verurteilten müssen nun vier Jahre gemeinnützige Arbeit leisten. Ende 2001 hatte eine Gruppe von Müttern aus Ituzaingó Anexo mit Nachforschungen begonnen, da sich dort Erkrankungen, Fehl- und Missgeburten häuften. Eine der Klägerinnen, Sofía Gatica, deren Tochter nach der Geburt an Nierenversagen verstarb, erhielt für ihren mutigen Kampf gegen den Pestizideinsatz Anfang 2012 den ‚Goldman Environmental Prize’. „Ein historisches Urteil, doch dass die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, verspottet die Opfer!“, äußerte Gatica nach der Urteilsverkündung. Es handelt sich um das erste Urteil in Argentinien zur Vergiftung von Menschen mit Pestiziden. In dem südamerikanischen Land werden jährlich 370 Millionen Liter Pestizide versprüht, vor allem auf den Sojafeldern, auf denen Futtermittel für Europas Fleischindustrie wachsen. Im September werden Sofía Gatica und Maria del Milagro Godoy auf der GMO-free Europe Konferenz in Brüssel und einer zweiwöchigen Tour durch Europa über ihre Erfahrungen berichten.
- Zukunftsstiftung Landwirtschaft: Argentinien: Soja-Anbauer und Sprühflugzeug-Pilot wegen Vergiftung der Bevölkerung mit Pestizid Glyphosat verurteilt
- TreeHugger: A Landmark Ruling Against Agrochemicals in Argentina Receives Mixed Reactions
- GMO Free Regions: Speakers Tour: Tödliche Soja – die Mütter von Ituzaingó
20.08.2012 | permalink
Österreichische Volksbank beendet Lebensmittelspekulation

Die österreichische Volksbanken AG geriet in die Kritik, weil sie ein Finanzprodukt anbot, das Agrarprodukte beinhaltete. Die Bank warb damit, dass die derzeitige Dürre in USA zu steigenden Lebensmittelpreisen und so zu hohen Renditen führe. Die enorme Kritik aus Presse und Zivilgesellschaft zwang die teilverstaatlichte Bank, aus dem Geschäft mit Lebensmitteln auszusteigen. Die Organisation Attac Deutschland fordert nun, die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken müssten ihren österreichischen Kollegen folgen und alle Fonds- und Veranlagungsprodukte vom Markt nehmen, die auf Agrarrohstoffen basieren. Der Handel mit Grundnahrungsmittel wird seit geraumer Zeit als Grund für steigende Lebensmittelpreise angenommen, die zu Hungerkrisen in Entwicklungsländern führen.
14.08.2012 | permalink
G20 schlecht vorbereitet auf anstehende Nahrungskrise

Nach der Hungerkrise im Jahr 2008 richteten die G20-Staaten das sogenannte Rapid Response Forum ein. Es sollte als Instrument dienen, um frühzeitig auf steigende Lebensmittelpreise reagieren zu können. Laut Experten werden bereits im nächsten Monat aufgrund einer Dürre in den USA die Preise so stark steigen, dass es erneut zu einer Hungerkrise kommen wird. Nun soll es zwischen Mexiko, den USA und Frankreich eine Telefonkonferenz geben, in der entschieden wird, ob das Rapid Response Forum zusammenkommen sollte, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Vor September wird es also sehr wahrscheinlich nicht zu einem Treffen kommen. Wieder einmal viel zu spät, kritisieren viele. In der Gruppe der G20 gäbe es zu viele verschiedene Interessen, als dass effektiv gehandelt werden könne, so die Kritiker. Zur Entspannung der Weltmarktpreise könnte zum Beispiel beitragen, wenn die USA weniger Getreide für die Produktion von Agrartreibstoffen aufwenden würden. Präsident Barack Obama wird vorgeworfen, dass er aufgrund der anstehenden US-Wahlen nicht wagt, den Maisproduzenten diese Einnahmequelle zu beschneiden.
13.08.2012 | permalink
EU-Zulassung für Pflanzenschutzmittel schützt Gewässer nicht

Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau haben herausgefunden, dass die tatsächliche Pestizid-Belastung in Gewässern erheblich höher ist, als von der EU angenommen. Im Zulassungsprozess der Spritzmittel ermittelt die EU nach einem Berechnungsmodell die voraussichtliche Konzentration des jeweiligen Pestizids in Gewässern, die bei der landwirtschaftlichen Anwendung entsteht. Die Wissenschaftler haben am Beispiel der Insektizide diese berechneten Werte mit den tatsächlich gemessenen Werten verglichen. Ihr Ergebnis ist erschütternd: „Zwischen den Werten gibt es keinerlei statistischen oder auch nur augenscheinlichen Zusammenhang.“ Die hohe Konzentration von Pflanzenschutzmitteln in Seen und Flüssen führt zum Absterben von Arten. Prof. Dr. Ralf Schulz, der die Studie leitete, nennt zwei Ursachen für die hohen Werte: „Entweder ist die Zulassung von Insektiziden oder die landwirtschaftliche Praxis mit erheblichen Fehlern behaftet – vermutlich sogar beides“. Er empfiehlt Schutzstreifen zwischen Äckern und Gewässern.
09.08.2012 | permalink
Olympische Gleichberechtigung könnte Vorbild für Entwicklungsländer sein

Bei den Olympischen Spielen in London starten erstmals für alle teilnehmenden Nationen auch Frauen. Außerdem gibt es neuerdings keine Disziplin mehr, bei der ausschließlich Männer antreten dürfen. Die Organisation Brot für die Welt freut sich über diesen Fortschritt in Sachen Gleichberechtigung und nutzt die Gelegenheit, um auf das wichtige Thema aufmerksam zu machen. Sie beklagen die Herabsetzung von Frauen in vielen Entwicklungsländern: Sie verdienen weniger als Männer; besitzen nur selten Land und sind häufig Opfer von häuslicher oder sexueller Gewalt. In vielen Entwicklungsländern ist die Diskriminierung von Frauen eine Ursache für Hunger und Armut. Häufig werden Frauen keine Kredite gewährt oder sie haben kein Recht auf Grund und Boden. Dabei spielen Frauen, als wichtige Arbeitskraft und Wissensträgerinnen, eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von Armut und Hunger. Auch der Weltagrarbericht sieht im Bereich der Geschlechterrollen einen möglichen Hauptschwerpunkt künftiger Forschung und Politik, die sich auf die Qualifizierung, Beratung und die agrartechnische Ausbildung von Frauen konzentrieren sollte.
09.08.2012 | permalink
FAO-Zahlen: Nahrungsmittelkrise droht durch steigende Preise

Die weltweiten Lebensmittelpreise sind im Juli um 6% angestiegen im Vergleich zum Vormonat. Dies zeigt der heute von der Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation FAO veröffentlichte Nahrungsmittelpreis- index, der monatliche Preisänderungen für einen Warenkorb von Agrarrohstoffen wie Getreide, Milchprodukte oder Ölsaaten misst. Der Index kletterte im Juli auf 213 Punkte. Damit liegt er zwar noch unter den Rekordwerten von 224 Punkten im Juni 2008 und 238 Punkten im Februar 2011, doch er nähert sich gefährlich den Werten während der Nahrungsmittelpreiskrise 2007/2008 an, als steigende Preise zu gewaltsamen Aufständen und Hunger führten. „Es besteht das Potential, dass sich eine Situation ähnlich der in 2007/2008 entwickelt“, äußerte FAO-Getreidespezialist Abdolreza Abbassian gegenüber Reuters. Nachdem die Preise in den letzten drei Monaten gesunken waren, wurde der aktuelle Anstieg vor allem durch erhöhte Getreide- und Zuckerpreise ausgelöst. Der FAO-Getreidepreisindex betrug im Juli bei 260 Punkten, rund 17% mehr als im Juni. Damit lag er nur 14 Punkte unter dem Höchststand vom April 2008 mit 274 Punkten. „Die Zahl der Hungernden droht sprunghaft anzusteigen, wenn die Getreidepreise anhaltend hoch bleiben und die Politik nicht schnell und entschlossen handelt“, befürchtet Marita Wiggerthale, Agrarexpertin von Oxfam Deutschland. Eine schwere Dürre in weiten Teilen der USA hatte die Ernteaussichten für Mais zerstört und die Maispreise im Juli um fast 23% hochgetrieben. Auch in Russland fallen die Ernteaussichten für Weizen schlecht aus. Da die Nachfrage nach Weizen als Futtermittel aufgrund der geringen Maisbestände stark anzog, schnellten die Weizenpreise um 19% in die Höhe.
06.08.2012 | permalink
Wird Niedersachsen zur Biosoja-Hochburg?

Experten prognostizieren dem Anbau von Biosoja in Niedersachsen eine rosige Zukunft. Dies ist die Bilanz nach drei Jahren Forschungs- arbeit des Fachbereichs Ökologischer Landbau der Landwirtschafts- kammer Niedersachsen, die vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung gefördert wird. Unter günstigen Bedingungen kann Soja auch in Norddeutschland gute Erträge einbringen, wenn Sorten mit hohem Hülsenansatz gepflanzt werden und Unkraut nicht den Wuchs behindere, berichtet Armin Meyercordt von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Dies bestätigt auch Jan Wittenberg, Biolandwirt im Kreis Hildesheim, am Donnerstag gegenüber dem NDR. „Die Pflanze ist eine Diva. Das bedeutet, dass man sich in der Zeit, in der die Unkrautbekämpfung ansteht, sehr stark nach der Pflanze richten muss.“ Wittenberg verarbeitet die Sojabohnen in einer selbst entworfenen Anlage zu Kraftfutter. Die Gentechnikfreiheit seiner Sojabohnen sei „der Renner“, denn die Nachfrage der Biolandwirte nach gentechnikfreiem, proteinhaltigem Tierfutter sei riesig, da auf dem Weltmarkt gentechnisch veränderte Futtermittel dominieren. Wittenberg hofft, dass weitere Landwirte in Niedersachsen seinem Beispiel folgen werden, um die Abhängigkeit vom Weltmarkt zu reduzieren und die Dominanz globaler Saatguthersteller zu brechen. Aktuell belaufen sich die Sojaimporte der EU auf 15 Millionen Tonnen Soja und 25 Millionen Tonnen Sojaschrot, die größtenteils verfüttert werden. Interesse am heimischen Sojaanbau zeigte auch Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) bei einem Hofbesuch am Donnerstag. Er möchte den Sojaanbau auch auf die konventionelle Landwirtschaft ausdehnen.