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08.06.2012 | permalink
Ozeanen droht Überfischung und Zerstörung

Am heutigen Welttag der Ozeane weisen Umweltschutzorganisationen auf die Gefährdung und Verschmutzung dieser sensiblen Ökosysteme hin und warnen vor Überfischung. Greenpeace-Aktivisten hatten bereits gestern vor dem Brandenburger Tor einen 25 Meter langen Fischerei- Trawler nachgebaut, um auf schwindende Fischbestände in Europas Gewässern aufmerksam zu machen. Für die Überfischung verantwort- lich sei die Überkapazität der europäischen Fischereiflotte, die zunehmend auch Afrikas Küsten leerfische und so der lokalen Bevölkerung ihre Lebensgrundlage entziehe. Landwirtschaftsminis- terin Ilse Aigner übergab Greenpeace 65.000 Unterschriften, damit sie sich beim Gipfel der Fischereiminister am 12. Juni für eine Reduzie- rung der EU-Fangflotte einsetzt. Ein neuer Bericht des UN Umweltprogramms zeichnet ebenfalls ein düsteres Bild vom Zustand der Weltmeere: In Küstennähe existieren weltweit 169 ‚tote Zonen‘, in denen unter anderem der Nährstoffeintrag durch Dünger aus der Landwirtschaft zu erhöhter Algenbildung und akutem Sauerstoffmangel führte. Die meisten dieser Gebiete liegen in Südostasien, Europa und den USA, 415 weitere Küstengebiete drohen ebenfalls ‚umzukippen‘.
04.06.2012 | permalink
Mit Ökolandbau aus der Hungerkrise

Wie die schweizerische Wochenzeitung „WOZ“ berichtet, versucht die NGO „Bioeconomy Africa“ in Äthiopien derzeit eine Gegenbewegung zur Intensivierung der Landwirtschaft, die der Ministerpräsident Meles Zenawi befürwortet, zu etablieren. Die Organisation hat Ausbildungszentren eingerichtet, in denen sogenannte „Vorbild-Bauern“ Techniken für einen produktiveren Anbau, eine effizientere Bewässerung, natürliche Schädlingsbekämpfung und fachgerechte Kompostierung – die Prinzipien des ökologischen Landbaus – erlernen können. Diese „Vorbild-Bauern“ verpflichten sich, ihr Wissen an mindestens 10 weitere Kleinbauern aus ihrer Region weiterzugeben. So soll ein Schneeballsystem entstehen, das die Bauern langfristig unabhängig macht und die Ernährungssicherheit garantiert. Dieses Prinzip der „Integrierten Landwirtschaft“ findet internationale Unterstützung, wie beispielsweise durch die Stiftung Biovision aus der Schweiz.
29.05.2012 | permalink
Brasiliens Präsidentin bremst Waldgesetz

Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff legte am Freitag ein Teilveto gegen das umstrittene Waldgesetz ein, das laut Kritikern der Abholzung des Regenwaldes Tür und Tor öffnen würde. Das im April vom Kongress verabschiedete Gesetz sah unter anderem eine Amnestie für vor 2008 durchgeführte Rodungen vor. Rousseff legte nun Einspruch gegen 12 Artikel ein und änderte 32 Passagen des ‚Codigo Florestal’ ab. Ihr Veto betraf die Strafffreiheit für illegale Abholzung und den Erhalt von Schutzzonen in Uferregionen, der durch den vom Kongress vorgelegten Gesetzestext erheblich aufgeweicht wurde. Umweltschützer weltweit waren in den letzten Wochen Sturm gegen das neue Waldgesetz gelaufen und hatten ein komplettes Veto von Rousseff gefordert. Kritiker werfen der Präsidentin vor, sich mit dem Teilveto nur über die Rio+20-Konferenz im Juni retten zu wollen, da der Ball jetzt wieder beim Parlament liegt. „Nun ist sie Gastgeberin der größten Umweltkonferenz der letzten Jahre und hat vor der Agrarlobby kapituliert und die Chance verpasst, den Amazonas wirklich zu schützen“, sagte Greenpeace-Waldexperte Oliver Salge.
22.05.2012 | permalink
Keine Pflanzenart ist überflüssig

In einer Studie, die mit 14 Jahren Laufzeit zu den längsten Beobachtungen bisher zählt, wurde untersucht, wie sich die Artenvielfalt auf die Produktivität von Wiesen auswirkt. Beim Vergleich von Biomasse-Erträgen und Bodenfruchtbarkeit zwischen Grasland-Parzellen schnitten, langfristig gesehen, die Wiesen mit der höchsten Pflanzenvielfalt am besten ab. "Für die Praxis der Landwirtschaft heißt das etwa, dass Mähwiesen durch Artenreichtum mehr Ertrag abwerfen. Zudem ist die Vielfalt in den Grünstreifen um Felder von besonderem Vorteil: Mit jeder zusätzlichen Pflanzenart steigt die Diversität der Räuberinsekten, die laut früheren Forschungen auch in die Felder gehen und dort etwa die Zahl der Blattläuse reduzieren.", meint der Studienautor Nico Eisenhauer. Dabei komme es auf jede einzelne Pflanzenart an. Das Artensterben wird von etlichen Experten als drängendstes Problem bewertet, um die Grundlagen unseres Erdzeitalters zu erhalten.
21.05.2012 | permalink
G8 setzt bei Hungerbekämpfung auf Agrarkonzerne

Auf dem G8-Gipfel in Camp David hat US-Präsident Obama eine neue Allianz für Ernährungssicherheit angekündigt. Ziel sei es, in Afrika in den nächsten zehn Jahren 50 Millionen Menschen durch Investitionen in die Landwirtschaft aus Armut und Hunger zu befreien. Zunächst soll das Programm in Tansania, Ghana und Äthiopien starten und dann auf weitere afrikanische Länder ausgedehnt werden. Die Initiative setzt dabei weitgehend auf die Privatwirtschaft: 45 multinationale Konzerne, darunter Monsanto, Cargill und DuPont, werden 3 Milliarden US-Dollar in die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette investieren. Der Schweizer Agrarkonzern Syngenta plant Investitionen von 500 Millionen US-Dollar in Afrika. Zahlreiche NGOs kritisierten die Abhängigkeit der Initiative von Privatkonzernen: „Kleinbauern müssen die Freiheit besitzen, eigene Anbaustrategien zu verfolgen, anstatt von der G8 starre Vorgaben zur Landwirtschaft und von ausländischen Firmenchefs Einheitstechnologien übergestülpt zu bekommen”, so Lamine Ndiaye von Oxfam. Die neue Allianz knüpft an den L’Aquila-Gipfel von 2009 an, als die G8-Staaten 22 Milliarden US-Dollar für die Hungerbekämpfung und Investitionen in die Landwirtschaft zusicherten, von denen aber nur ein Teil tatsächlich ausbezahlt wurde.
11.05.2012 | permalink
UN verabschiedet Leitlinien gegen Landraub

Der Ausschuss für Welternährungssicherung der UN hat heute die „Freiwilligen Leitlinien zur verantwortungsvollen Verwaltung von Boden- und Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäldern“ einstimmig angenommen. Sie sollen Staaten als Richtschnur dienen, um den Landzugang bestimmter Gruppen und ihr Recht auf Nahrung zu schützen. Das Dokument umfasst ein breites Themenspektrum, wie die Ausgestaltung von Landtransfers, traditionelle Nutzungsrechte oder die Stärkung der Rechte von Frauen und indigenen Gemeinschaften. „Sichere Zugangsrechte zu Land und anderen produktiven Ressourcen sind für die Menschen in ländlichen Gebieten überlebenswichtig“, so Michael Windfuhr vom Deutschen Institut für Menschenrechte. Die Leitlinien sollen dem globalen Trend des Landgrabbing durch verantwortungsvolle Investitionen in Land entgegenwirken. Ihrer Annahme vorausgegangen war ein dreijähriger Prozess, der die Zivilgesellschaft, Wissenschaftler und den Privatsektor einbezog. Nun müssen die Staaten die Prinzipien auf nationaler Ebene umsetzen. „Die freiwilligen Leitlinien dürfen kein Papiertiger werden“, bekräftigt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner.
08.05.2012 | permalink
Wildblumen statt Maismonokulturen für Biogas

Die Tageszeitung „taz“ berichtet von einem Modellversuch, der zeigt, dass der Anbau von Wildblumen, wie Klee, Buchweizen, Wilde Möhre und Lichtnelke, bei der Biogaserzeugung dem bisher dominierenden Mais wirtschaftlich in Nichts nachsteht. Immer wieder wurde Kritik aus Umwelt- und Naturschutzverbänden laut, dass der intensive Anbau von Mais in Monokulturen die Biogaserzeugung eher zu einem Übel für Ökosysteme macht. Der Projektleiter Jochen Goedecke berichtet, die geringeren Ernteerträge bei Wildblumenwiesen würden durch Einsparungen beim Düngemittel- und Pestizidverbrauch ökonomisch kompensiert. Gespritzt werden müssten diese Wildpflanzen nämlich nicht, da sie sehr viel widerstandsfähiger seien als Mais. Außerdem müssten sie nur einmal ausgesät werden, um dann fünf Jahre geerntet werden zu können. Für Biodivesität sowie die Qualität des Bodens brächten die Wiesen immense Vorteile.
04.05.2012 | permalink
Patentamt zieht Sperma-Patent zurück

In München hat das Europäische Patentamt (EPA) der US-Firma Inguran und ihrer Tochter XY, LLC ein Patent auf ein Verfahren zur Auswahl von Sperma bei Zuchttieren entzogen. Das Verfahren sollte das Sperma von Stieren gezielt so auswählen, dass bei einer künstlichen Befruchtung entweder männliche oder weibliche Tiere entstehen. Bereits 2005 hatten die Umweltorganisation Greenpeace und die europäischen Grünen Widerspruch eingelegt, da sie befürchten, Konzerne wie Monsanto, Dupont, Syngenta und Bayer könnten das Patentrecht mißbrauchen, um die Kontrolle über die globale Nahrungsmittelproduktion zu erlangen. Das Sperma-Patent wurde jetzt „wegen mangelnder erfinderischer Tätigkeit widerrufen“. Christoph Then von der internationalen Koalition „no-patents-on-seeds“ fordert nun das EU-Parlament auf, einer Resolution der großen Fraktionen zuzustimmen, mit der die Vergabe von Patenten auf konventionelle Züchtung von Tieren und Pflanzen eingeschränkt wird. Ansonsten seien derartige Patente weiterhin möglich.
04.05.2012 | permalink
EU-Kommissare uneinig bei Agrotreibstoffen

Die EU-Kommission konnte sich bei ihrer Debatte um Nachhaltigkeitskriterien für Agrartreibstoffe nicht einigen. Rund 100 Umweltverbände hatten im Vorfeld in einem offenen Brief an die 27 Kommissare gefordert, die indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC) in die Klimabilanz der Kraftstoffe einzubeziehen. Auf Ackerflächen, die ehemals der Nahrungsmittelproduktion dienten, wachsen nun Pflanzen, die den Energie-Hunger der EU stillen sollen. Für die Nahrungsmittelproduktion müssen neue Agrarflächen gefunden werden, wofür oft intakte Ökosysteme zerstört werden. Die Konkurrenz um Flächen zwischen Nahrungsmittel- und Energie-Pflanzen führt außerdem zu steigenden Preisen von Lebensmitteln, was Hungernöte in ärmeren Ländern verstärkt. Beachtet man diese Effekte, dann zeigt sich, dass der sogenannte „Biosprit“ tatsächlich eine schlechtere Klimabilanz hat, als fossile Energieträger. Während sich die Klima-Kommissarin Connie Hedegaard für die Beachtung des ILUC aussprach, lehnt der deutsche Kommissar Günther Öttinger diese bisher ab. Als Alternative sehen etliche Experten und Umweltverbände, Ölpflanzen als Zwischenfrucht in Kombination mit Lebensmittelpflanzen zu säen.
26.04.2012 | permalink
Kahlschlag statt Nachhaltigkeit: Brasilien verabschiedet Waldgesetz

In der Nacht zu Donnerstag verabschiedete das brasilianische Abgeordnetenhaus nach mehrstündigen Debatten ein neues Waldgesetz. Dies gewährt eine Amnestie für die vor dem Jahr 2008 durchgeführte Abholzung von Regenwald. Bisher verpflichtende Schutzzonen werden reduziert und die Pflicht zur Wiederaufforstung beschränkt. Damit konnte sich die im Parlament einflussreiche Agrarlobby durchsetzen, die eine stetige Ausdehnung der Agrarflächen als Voraussetzung für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung propagiert. Alfredo Sirkis, Abgeordneter der Grünen Partei, äußerte sich empört über die „Offensive von Bodenspekulanten und Großgrundbesitzern“. Die Verabschiedung des ‚Código Florestal‘ nur zwei Monate vor Beginn der UN-Konferenz Rio+20 kratzt gewaltig am grünen Image, das sich Brasilien als Gastgeberland verleihen möchte. Nun kann nur noch Präsidentin Rousseff mit ihrem Veto das Inkrafttreten hinauszögern.