News

26.04.2012 |

Wird die UN von der Wirtschaft gekapert?

Friends of the Earth International
Friends of the Earth International

Der Umweltkongress „Rio+20“ rückt näher. Internationale Organisationen, wie „Friends of the Earth“ und „La Via Campesina“ veröffentlichen jetzt eine Forderung an die Vereinten Nationen, die die Konferenz ausrichten, in der sie bedauern, die UN werde "von der Wirtschaft gekapert". Sie beklagen, bei Verhandlungen der UNO werde internationalen Unternehmen zunehmend zu viel Mitspracherecht eingeräumt. So werde zum Beispiel im „Zero Draft“, dem ersten Entwurf der Rio+20-Erklärung, die Rolle der Unternehmen zur Gestaltung einer sogenannten „Green Economy“ betont, die als Lösung der Klima- und Umweltkrise gesehen wird. Die Organisationen sehen internationale Unternehmen allerdings vielmehr als Verursacher von Finanz-, Klima-, Nahrungsmittel- und anderen Krisen in der Verantwortung, aus der sie die Erklärung enthebe. Sie beklagen außerdem die Zusammenarbeit einiger UN-Behörden mit internationalen Unternehmen wie Coca-Cola, Shell und BASF, denen Menschenrechtverletzungen vorgeworfen werden.

18.04.2012 |

Argentinische Aktivistin erhält hoch dotierten Goldman-Prize

Sofia Gatica
Sofia Gatica verzeichnet Krankheitsfälle auf einer Karte aus ihrer Region. Foto: Goldman Environmental Foundation

Die argentinische Aktivistin Sofia Gatica ist mit dem Goldman Environmental Prize ausgezeichnet worden. Gatica kommt aus der Region Ituzaingó, deren Bewohner von Soja-Feldern umringt sind. Vor dreizehn Jahren bekam sie ein Baby, das drei Tage nach der Geburt an Nierenversagen starb. Auf der Suche nach Gründen für den Tod ihrer Tochter begann die Argentinierin, sich mit ihren Nachbarn auszutauschen. Sie gründete eine Initiative und fand durch Umfragen heraus, dass die Krebsrate in ihrer Gemeinde 41-mal höher ist als der argentinische Durchschnitt. Auch neurologische Krankheiten, Geburtsfehler und Kindersterblichkeit treten dort sehr häufig auf. Der Verdacht drängt sich auf, dass der massive Einsatz des Spritzmittels Roundup, gegen das die gentechnisch veränderten Soja-Pflanzen resistent sind, schuld ist an den häufigen Krankheitsfällen. Zumal das Gift mit Flugzeugen auf die Felder gesprüht wird, die in direkter Nachbarschaft zu Wohnhäusern liegen. Gaticas Kampagne gegen diesen Gift-Einsatz hat viel erreicht. Zusammen mit anderen Müttern konnte sie z.B. durchsetzen, dass das Sprühen aus der Luft im Umkreis von 2500 Metern um Wohnorte herum verboten wurde. 2007 bedrohte sie jemand mit einer Waffe und forderte sie auf, ihre Kampagne zu beenden.

Der Goldman Prize ist einer der wichtigsten Umweltschutz-Preise und ist mit 150.000 Dollar dotiert. Er wird jährlich an Aktivisten vergeben, die sich persönlich mit wenigen Mitteln gegen Umweltzerstörung einsetzen. Mit der Verleihung an Sofia Gatica wurde das erste Mal eine Person geehrt, die sich mit viel Mut gegen große Agro-Chemie-Konzerne wie Monsanto einsetzt, und ist ein wichtiges politisches Zeichen aus den sonst sehr gentechnikfreundlichen USA.

17.04.2012 |

Weltweite Mobilisierung zum Tag der Landlosen

Via Campesina Poster
La Via Campesina Poster

Kleinbauern und ihre Unterstützer-Organisationen begehen heute den internationalen Tag der Landlosen, der an die Ermordung von 19 Aktivisten der Landlosenbewegung Brasiliens im Jahr 1996 erinnert. Weltweit finden über 250 Aktionen und Demonstrationen statt. Das Kleinbauern-Netzwerk Via Campesina mobilisiert dieses Jahr gegen ‚Land Grabbing‘: Staaten, Konzerne und Investmentfonds kaufen oder pachten weite Landflächen und berauben so Kleinbauern vor Ort ihrer Existenzgrundlage. Die Aktionen sollen auch angesichts der am 23. April beginnenden Weltbank-Konferenz zum Thema Land den Wider- stand der Bauern gegen die Privatisierung von Land deutlich machen. „Im Vorfeld des Rio+20-Erdgipfels stellen sich Bauern und Befürworter von Ernährungssouveränität und Agrarökologie klar gegen das ‚Green- washing des Kapitalismus‘, wie es aktuell auf internationaler Ebene gefördert wird“, so Henry Saragigh, Koordinator von Via Campesina.

11.04.2012 |

Deka Bank will Spekulationen mit Grundnahrungsmitteln stoppen

Getreide
Wetten auf Agrarrohstoffe sollen gestrichen werden (Foto: Erika-Grazilis/Pixelio)

Bis zum Jahresende will die Deka Bank die im Fonds "Deka-Commodities" angebotenen Wetten auf wichtige Agrarrohstoffe aus ihrem Portfolio streichen.Die Bank begründet ihre Entscheidung mit dem Vorsorgeprizip. Zwar sieht sie die Auswirkung ihrer Anlagen auf Nahrungsmittelpreise nicht als "hinreichend und abschließend belegt" an, allerdings gäbe es auch keine eindeutige "Entwarnung". Foodwatch hatte die Banken im Oktober 2011 aufgefordert, sich aus der Spekulation mit Agrarrohstoffen zurückzuziehen. Foodwatch Geschäftsführer Thilo Bode kommentierte diesen Ausstieg als einen ersten richtigen Schritt und einen Schlussstrich unter ein unverantwortliches Geschäft.

29.03.2012 |

Rio+20: Juristen kämpfen gegen leere Versprechungen

Justitia
Justitia(Foto: Florentine/pixelio.de)

Der UN-Umweltgipfel „Rio+20“ naht und die Erwartungen bei Umweltschützern und Zivilgesellschaft sind niedrig. Zu enttäuschend waren die Erfahrungen, als bei der Vorgänger Konferenz vor 20 Jahren größtenteils leere Versprechung gemacht wurden. Auch in diesem Jahr droht die Konferenz wieder wenig effektiv zu werden. Hochrangige Richter, Staatsanwälte, Rechtswissenschaftler, Gutachter und Entwicklungsexperten wollen dem nun vorbeugen. Sie wollen auf einem Weltkongress für Justiz, Regierungsführung und Recht für Umweltstabilität Leitlinien festlegen, die die Umsetzung der ausgehandelten Umweltabkommen voranbringen. "Wir sind die Erklärungen satt", meint Antonio Herman Benjamin, Richter am Obersten Gerichtshof Brasiliens. Im April wollen die Rechtsexperten ihre Strategien vorstellen.

21.03.2012 |

Deutsche Bank will Nahrungsmittelspekulationen drosseln

Gerste
Spekulationen mit Agrarrohstoffen treiben die Lebensmittelpreise in die Höhe (Foto:Grace-Winter/pixelio)

Die Deutsche Bank zieht scheinbar Konsequenzen aus der Kritik von Verbraucherschützern, Nahrungsmittelspekulationen trieben die Preise für Nahrungsmittel nach oben und führen damit, insbesondere in ärmeren Ländern, zu Hunger. Die Deutsche Bank will nun ihr Engagement bei spekulativen Rohstoffgeschäften für die Nahrungsmittelproduktion überdenken und im laufenden Jahr keine neuen, an der Börse gehandelten Anlageprodukte mehr emittieren, die auf dem Handel mit landwirtschaftlichen Rohstoffen oder auf Preiswetten von Grundnahrungsmitteln basieren. Einen vollständigen Ausstieg aus der Agrarspekulation lehnt die Deutsche Bank jedoch bisher ab. Verbraucher- und Entwicklungshilfe Organisationen sehen diese Entwicklung als halbherzig. Die Deutsche Bank übernehme nur scheinbar Verantwortung da die bestehenden Produkte fortgeführt werden und weiterhin die Hungerkrisen der Welt verschärfen.

20.03.2012 |

Mit Gentechnik gegen den Welthunger? Bundesregierung liefert keine überzeugenden Argumente

Kein Brot für die Welt?
Kein Brot für die Welt? (Photo:Rainer Sturm/pixelio.de)

Obwohl die Bundesregierung keine überzeugenden Belege für einen Beitrag der Agrogentechnik zur globalen Ernährungssicherheit vorlegen kann, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Forschung in diesem Bereich mit etwa 15 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor. Die Bündnisgrünen kritisieren die Bundesregierung vor allem wegen ihrer mangelnden wissenschaftlichen Sorgfalt. So würden beispielsweise Leserbriefe von Lobbyisten der Agrogentechnik-Industrie als "wissenschaftliche Studien" interpretiert und Autoren, die in enger Verbindung zu Monsanto, Syngenta und Co. stünden, als "neutrale" Wissenschaftler bezeichnet.

16.03.2012 |

Leitlinien zum Landraub

Knappes Land für die lokale Bevölkerung (Photo:Volker Gehrmann)
Knappes Land für die lokale Bevölkerung

Die einjährigen Verhandlungen innerhalb der UN-Welternährungsbehörde (FAO) zwischen Delegierten verschiedener Staaten, sowie Entwicklungsorganisationen, wie Misereor, Fian und Brot für die Welt zum Thema "Landgrabbing" enden jetzt mit der Veröffentlichung von “Freiwilligen Leitlinien zur verantwortlichen Regierungsführung im Umgang mit Landbesitz, Wäldern und Fischereiressourcen”. Viele Kleinbauern verlieren derzeit ihr Land an Investoren, die sich Agrarflächen in den Entwicklungsländern sichern. Die meisten verlieren damit auch ihre einzige Chance, Armut und Hunger zu überwinden. Mit den neuen Leitlinien, die sich für Geschlechtergerechtigkeit und eine Anerkennung des Gewohnheitsrechts bei der Frage des Landbesitzes aussprechen, soll das nun verhindert werden. Während Entwicklungsminister Dirk Niebel das Dokument als „Meilenstein in der Bekämpfung von Landgrabbing“ feiert, bleibt abzuwarten, wie effektiv die freiwilligen Leitlinien angewendet werden.

13.03.2012 |

Landwirtschaft ist größter Wasserverbraucher

Bewässerung in der Landwirtschaft
Bewässerung in der Landwirtschaft (Foto: ingo anstötz/pixelio.de)

In Marseille wurde am Montag der Weltwasserbericht der UNESCO zur Eröffnung des Weltwasserforums veröffentlicht. Rund 900 Millionen Menschen haben demnach keinen Zugang zu Trinkwasser. Größter Verbraucher ist die Landwirtschaft, sie beansprucht etwa 70% des gesamten Wasserbedarfs. Dabei wird nicht einmal ein Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen bewässert. Für die Bewässerung wird meist Grundwasser gebraucht, das zwar auf natürlichem Weg relativ schnell kompensiert werden kann. Eine übermäßige Nutzung hat aber eine Absenkung des Grundwasserspiegels zur Folge. Außerdem trägt der Einsatz von Nitrat-Düngern zur Verunreinigung von Grundwasser bei. Die stärkste Auswirkung auf den Wasserverbrauch habe aber das geänderte Konsumverhalten: „Für die Herstellung von einem Kilogramm Reis werden 2.500 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Rindfleisch 15.000 Liter.“ Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass nur eine sektorübergreifende internationale Zusammenarbeit eine sinnvolle Wasserbewirtschaftung erreichen kann.

12.03.2012 |

Koalitionskongress zu Rohstoffspekulation

Wolfgang Schäuble
Wolfgang Schäuble, Foto: Armin Kübelbeck (creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de)

Mit der Spekulation auf Rohstoffe wird schon länger auch ein Anstieg der Lebensmittelpreise in Verbindung gebracht, der Menschen in Entwicklungsländern in Armut oder Hunger stürzt. Vergangene Woche beschäftigte sich auch die Unionsfraktion auf einem Rohstoff-Kongress mit der Spekulation auf Lebensmittel. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte, ein Übermaß an Spekulation sei falsch. Er sieht es jedoch als erforderlich an, zuerst für mehr Transparenz und Information zu sorgen, da der Effekt der Spekulation auf den Preisanstieg nicht geklärt sei. So fällt auch der Gesetzesentwurf der Fraktion eher unkonkret aus. Er fordert von der Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für mehr Transparenz und "angemessene Eingriffsinstrumente" starkzumachen.

Donors

Donors of globalagriculture Bread for all biovision Bread for the World Misereor Heidehof Stiftung Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz Rapunzel
English versionDeutsche VersionDeutsche Version