News
07.03.2012 | permalink
UN-Experte fordert Junk-Food Steuer

Der Sonderberichterstatter der UNO für das Menschenrecht auf Nahrung, Olivier de Schutter, hat einen Bericht an den UN-Menschenrechtsrat vorgelegt. Er kritisiert, das Recht auf Nahrung dürfe nicht zu einem Recht, nicht verhungern zu müssen, verkommen. Er verweist darauf, dass Hunger als ein Mangel an Kalorien verstanden wurde, wodurch der sogenannte versteckte Hunger, der Mangel an Mikronähstoffen, aus dem Fokus geriet. Für die Landwirtschaft bedeute das, dass eine reine Produktivitätssteigerung wenig hilfreich ist. Stattdessen müssten andere Aufgaben der Landwirtschaft, wie die Sicherung eines regelmäßigen Einkommens für Kleinbauern, anerkannt werden. Problematisch seien aber auch Übergewicht und Adiposität. 65 Prozent aller Menschen leben laut de Schutter in Ländern, in denen mehr Menschen an Übergewicht als an Untergewicht sterben, und schlägt eine Steuer auf ungesunde Lebensmittel vor. Mit den Einnahmen sollten Aufklärungskampagnen und gesunde Lebensmittel subventioniert werden.
01.02.2012 | permalink
Bundesregierung will Agrarexportsubventionen abschaffen

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat ein Zehn-Punkte-Programm zur Ernährungssicherung veröffentlicht. Erfreut zeigen sich viele Entwicklungs- und Landwirtschaftsorganisationen darüber, dass sich die Bundesregierung auf EU-Ebene dafür einsetzten will, die Agrarexportsubventionen vollständig abzuschaffen. Es werde allerdings nicht erwähnt, dass weiterhin staatliche Subventionen in den Ernährungssektor fließen, damit europäische Produkte auf dem Weltmarkt günstig angeboten werden können, so die Direktorin von Brot für die Welt. Auch die Welthungerhilfe bewertet das Programm als Schritt in die richtige Richtung, betont allerdings, es komme darauf an, wie die zehn Punkte konkret umgesetzt werden. Befürchtet wird auch, die angekündigte nachhaltige, aber nicht genauer definierte Produktionssteigerung wolle die FDP durch den Einsatz von Gentechnik erreichen.
01.02.2012 | permalink
Welternährung auch 2012 angespannt

Die Lage der Welternährung bleibt auch 2012 angespannt. Das Frühwarnsystem für Hungerkatastrophen „Famine Early Warning Center“ (FEWC) zeigt schon jetzt, wo es 2012 drastisch zu wenig Nahrung geben wird. Hilfsorganisationen wie das World Food Program der UNO kritisieren, dass ihre Warnungen von Geldgebern häufig ignoriert werden, bis die Katastrophe schon begonnen habe. Vor der Hungerkatastrophe am Horn von Afrika im Oktober, haben verschiedene Organisationen beispielsweise schon im Frühjahr 2011 vergeblich gewarnt. Die Präsidentin der Welthungerhilfe Bärbel Dieckmann sieht in der Überproduktion der Industriestaaten keine Lösung. Kleinbauern in Entwicklungsländer hätten zu geringe Einkommen, um sich aus Industrieländern importierte Produkte zu leisten. Viel eher liege die langfristige Lösung also in einer Förderung der nachhaltigen kleinbäuerlichen Landwirtschaft, die Bauern in die Lage versetzt, sich Lebensmittel zu kaufen.
27.01.2012 | permalink
Nahrungskrise in Sahelzone

In der Sahelzone bahnt sich erneut eine Hungersnot an. In Niger und Mauretanien litten bereits sechs Millionen Menschen an Hunger und in weiteren Regionen der westlichen Sahelzone sehe es ebenfalls düster aus, berichtet Ralf Südhoff, Leiter des Berliner Büros des Welternährungsprogramms (WFP), der Nachrichtenagentur dpa. Die Organisation „Care“ forderte Hilfsorganisationen und Geberländer auf, sofort zu handeln. Die immer häufiger aufeinanderfolgenden Dürren zeigen laut CARE auch deutlich die Notwendigkeit, von der Katastrophenhilfe zur Vorsorge umzudenken. Je länger gewartet werden würde, desto höher sei auch der Preis, der zu zahlen sei.
18.01.2012 | permalink
Kritischer Agrarbericht warnt vor Überproduktion

Im Rahmen der Grünen Woche wird der Kritische Agrarbericht 2012 vorgestellt. Darin wird prognostiziert, dass es zu einer Überproduktion im Bereich der Geflügelmast kommen wird. Bundesweit seien Ställe für bis zu 36 Millionen Hähnchen geplant, schätzt der Bericht. Neben den ökologischen Problemen und dem alarmierend hohen Antibiotika Einsatz in den Großställen wird vor einem ruinösen Preiskampf unter den Mästern gewarnt. Der Bericht fordert daher, die positiven Reformansätze in der anstehenden EU-Agrarreform „gegen die Kritiker aus den Reihen des Bauernverbandes und der bisherigen Profiteure des Systems zu verteidigen und gleichzeitig auf erhebliche Nachbesserungen zu drängen“
04.01.2012 | permalink
Die Wahrheit über die Nachfrage nach Nahrungsmitteln

Der Anstieg der Lebensmittelpreise, der in den letzten Jahren beobachtet werden konnte, zwingt viele Menschen in Entwicklungsländern dazu einen noch größeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel auszugeben zu müssen und führte zu Hunger. Auf einem Bericht der FAO gründend kommt die Inderin Jayati Ghosh in ihrem Blog zu der Feststellung, Ursache für den Preisanstieg sei nicht die größere Nachfrage nach Getreide in aufstrebenden Schwellenländern wie Indien und China, wie oft behauptet wird. Im Gegenteil, es sei sowohl die direkte als auch die indirekte Nachfrage nach Getreide als Futtermittel in beiden Ländern zurückgegangen. Treibende Kraft für den Anstieg der Nahrungsmittelpreise sei vielmehr die erhöhe Nachfrage nach Getreide für subventionierte Agrokraftstoffe. Auch sei die Spekulation auf Nahrungsmittel ein signifikant verstärkender Faktor.
04.01.2012 | permalink
Graziano da Silva nimmt Arbeit als FAO-Generaldirektor auf

José Graziano da Silva wurde im Juni zum neuen Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO) gewählt und hat am 1.Januar 2012 offiziell seine Arbeit aufgenommen. Damit löst er seinen Vorgänger Jacques Diouf ab, der zwei mal in seinem Amt bestätigt wurde und damit insgesamt 18 Jahre im Amt war. Graziano da Silva leitete als zuständiger Minister das erfolgreiche "Zero-Hunger Programm" in Brasilien und war zuletzt stellvertretender Generaldirektor der FAO. Der Kampf gegen den weltweiten Hunger habe oberste Priorität, so der neue FAO-Chef. "Um den Hunger zu beenden, müssen alle mitmachen, weder die FAO noch eine andere Organisation oder eine Regierung können diesen Krieg alleine gewinnen", erklärte Graziano da Silva. Er kündigte außerdem eine Reform der Organisation an, um sie effizienter zu machen.
19.12.2011 | permalink
Indonesische Ureinwohner protestieren gegen Landraub Unilevers

Vor der deutschen Zentrale des Nahrungsmittel- und Kosmetikherstellers Unilever protestierten am Mittwoch indonesische Ureinwohner. Mithilfe der NGOs "Rettet den Regenwald" und "Robin Wood" konnten sie nach Deutschland reisen und ihre Empörung über den Landraub in ihrer Heimat kundtun. Ihr Haus, das im Regenwald auf einer Fläche stand, auf der jetzt die Ölpalme angebaut wird, um aus ihr das kostbare Palmöl zu gewinnen, wurde zerstört. Unilever ist mit rund 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr einer der größten Verbraucher des Rohstoffes, der in Agrotreibstoffen, Margarine und Kosmetika steckt. "Rama-Landraub zum Frühstück!" steht auf dem Plakat des Indonesiers. Eine Entschädigung für sein zerstörtes Haus hat er nicht erhalten.
19.12.2011 | permalink
Die Tücken der Klima-smarten Landwirtschaft

Der Journalist Uwe Hoering berichtet in den Blog „Agrardebatte“ vom Klimagipfel in Durban und den Bemühungen der Weltbank eine „Klima-smarte Landwirtschaft“ zu fördern. Er legt in seinem Artikel dar, dass sich hinter dem vielversprechenden Begriff, wie so häufig eine Forderung versteckt, von der letztlich die Agrarindustrie profitiert. Der Vorschlag lautet, BäuerInnen in Afrika sollten auf Methoden setzen, die eigentlich von der nachhaltigen bäuerlichen Landwirtschaft bekannt sind. Das bringe 3 Vorteile: Die Landwirtschaft selbst werde klimafreundlicher und sie sei anpassungsfähiger an Klimaschwankungen. Der dritte Vorteil soll sich daraus ergeben, dass die BäuerInnen mit Gutschriften für die Einsparung von Emissionen handeln könnten. In dem Artikel rechnet Hoering allerdings vor, dass sich dieser Handel nur für große Farmen lohnt und befürchtet, dass auch der Einsatz von Herbiziden dann als „Klima-smart“ gelte und die Aussicht großer Unternehmen Gutschriften zu ernten dazu führe, dass sie Kleinbauern aufkaufen.
09.12.2011 | permalink
Genug statt mehr
Die Welternährungskrise zwingt zum Umdenken in der Agrarpolitik: Im agrarpolitischen und -wissenschaftlichen Diskurs ist gegenwärtig ein Paradigmenwechsel zu beobachten. Zur Disposition steht das Ziel, mit stets fallendem Aufwand mehr zu produzieren.